Eine verkehrte Welt

Eine verkehrte Welt

Hallo Jiukas und Freunde der asiatischen Bewegungskünste.

Seit jeher genießen Personen, die für Recht und Freiheit anderer gekämpft haben, große Verehrung in allen Völkern. Nicht selten haben diese Leute ihre Gesundheit oder gar ihr Leben dafür geopfert. Sie wurden nicht aufgefordert dies zu tun, sie erwarteten keinen Dank oder Unterstützung. Sie haben es getan, weil nach ihrer Vorstellung dies einfach erforderlich und notwendig war. Sie werden als Freiheitskämpfer oder Volkshelden verehrt. Die Verehrung wurde ihnen zuteil, weil sie sich dafür eingesetzt hatten, dass jeder ein Leben in Freiheit hatte und durch Rechte geschützt war; und nicht nur sie selbst. Sie waren bereit alleine den Preis für alle zu bezahlen.

Freiheitskämpfer sind dünn gesät. Man wird nicht dazu geboren, sondern man entscheidet sich dazu das erforderliche zu tun.

Die Ansichten, was das erforderliche ist, haben sich geändert.

In früheren Zeiten war das Überleben des Einzelnen nur in einer starken Gruppe gewährleistet. Der Einzelne musste sich zum Erhalt der Gruppe einbringen und die Gruppe gewährleistete den Schutz seiner Familie. Je größer die Gruppen wurden, umso mehr haben sie sich spezialisiert. Auch die Verteidigung nach außen wurde spezialisiert und nur noch ausgewählte Männer waren dafür notwendig. Die persönliche Verteidigung war nach wie vor jedermanns Privatsache. Mit dem vermehrten Wachsen der Gruppe wurde auch der private Schutz einer speziellen Gruppe anvertraut. Es waren dann ausgewählte Personen für den Schutz nach außen und für den Schutz nach innen vorhanden. Der Rest der Bevölkerung musste sich nicht mehr selbst verteidigen und mit der Zeit gingen auch die Fähigkeiten dazu verloren. Der größte Teil der Bevölkerung war mit der Zeit davon abhängig von anderen beschützt zu werden. Die Werte von Freiheit und Recht gingen verloren, weil man nichts dafür tun musste. Sie waren einfach da. Mit der Zeit ging auch die Bedeutung von Recht und Freiheit verloren. Es waren auf einmal abstrakte Begriffe aus einer alten Zeit. Das Gefühl frei zu sein und den Mut zu haben seine Rechte einzufordern war nur noch wenigen bekannt und viele hatten Angst davor.

Heutzutage muss der Großteil der Bevölkerung nichts mehr zum Erhalt der Gruppe beitragen, er muss lediglich eine "Bearbeitungsgebühr" bezahlen. Da ihm der Gegenwert dieser Gebühr nicht mehr real ist, fühlt er sich betrogen. Er arbeitet gegen die Gruppe und nur noch für sich. Er ist lediglich zu einem geringen Zusammenhalt fähig, nationale Anstrengungen sind ihm unverständlich. Er fühlt sich nur sich selbst zugehörig, eine nationale Identität ist ihm eher unbequem. Er kämpft nur noch für sich. Er ist zum Gegenteil eines Freiheitskämpfers geworden.

Die Personen, die davon profitieren, dass dies so ist, wollen auch, dass dies so bleibt. Sie fürchten nur zwei Dinge: Eine schlagkräftige Gruppe oder einen Freiheitskämpfer. Beides gilt es für sie  zu verhindern.

Die neuen Werte, die dies gewährleisten sind: "Gesundheit und Sicherheit ist alles", Freiheit gibt dir keine Sicherheit. Der Körper ist wichtiger als der Geist.

Der Sklave ist frei in seinen Träumen, der wahrhaft freie Mensch ist frei im ganzen Universum.

Wer mit seinen Träumen zufrieden ist, soll weiter träumen. Wer mehr will muss dafür kämpfen. Es schadet nicht, wenn man dies vorher auch erlernt.

Denkt darüber nach.

Franz Lehner

März 2021